Ärger in der Familie - wie kann der letzte Gang trotzdem würdevoll werden?

Ich hatte vor kurzem eine Familie zu begleiten, die vor einem riesigen Problem stand. Viele Angehörige hatten sich in den letzten Jahren mächtig in die Haare bekommen. Grund dafür war die Pflegesituation für den bettlägerigen aber vermögenden Vater.

 

Es ging mal wieder um das Geld. Welche Pflegesituation wohl die kostengünstigste wäre, damit vom Erbe nicht zu viel aufgebraucht würde etc. - Sie können sich das sicher vorstellen.

 

Die 2. Ehefrau des Verstorbenen, die nicht die leibliche Mutter seiner 5 erwachsenen Kinder war, hatte nun Angst, dass es am Tag der Beisetzung zu vielen unschönen Szenen kommen würde. Eine Befürchtung, die - so man die Hintergründe und Vergangenheit der Familie kennt - durchaus begründet zu sein schien.

 

Das Kondolenzgespräch mit der Ehefrau dauerte sehr lange, doch letztlich gelang es einen Weg zu finden, der aus folgenden Ansätzen bestand.

 

1. Ein persönlicher Brief an die einzelnen Familien. Er lud ein und bat um einen Tag der würdigen Begleitung des Verstorbenen.

 

2. Das feste Vorhaben, alle Anfeindungen, negativen Fragen und Ausdrücke mit einem "Nicht Heute!" einfach stehen zu lassen.

 

3. Versöhnung als ein Gedanke in der Trauerrede - nicht vordergründig, aber trotzdem für jeden begreifbar. Nicht als ein Muss - aber als die lohnenswerteste Variante für alle.

 

Auf die schriftliche Einladung zur Trauerfeier gab es von 3 der 5 Parteien wohlwollende Antworten und sogar unerwartete Angebote der Unterstützung. Ein Familienzweig blieb der Trauerfeier ganz fern und der 4. nahm ohne Worte und ohne den zuvor befürchteten Blicken an der Trauerfeier und der anschließenden Kaffeerunde teil.

 

Was im Nachgang geschah weiß ich nicht, doch die Trauerfeier verlief - entgegen allen Erwartung - harmonisch und bildete einen würdevollen Abschied für den Verstorbenen.

 

Solche Probleme sollten nicht unter den Tisch gekehrt werden! Reden Sie mit Ihrer Trauerrednerin / Ihrem Trauerredner auch über solche Dinge. Gemeinsam können Sie dann überlegen, wie die Situation - zumindest für den Tag - angegangen werden kann.

 

Ein Blick von außen - er vermag manchmal auch sehr schwierige Situationen zu lösen.